Wald Tanne Fichte Nebel

Foto: Rüdiger Manig / Deutscher Wetterdienst

Der Baum auf dem langen Holzweg der Forstgeschichte. Klimawandel, und jetzt?
Donnerstag, 20. Mai 2021, 18 Uhr


Ein Vortrag mit Wilhelm Bode und Hannes Knapp

Wenn es dem Wald und seinen Bäumen schlecht geht, wie zurzeit, besinnen sich die Deutschen auf Ihre angebliche Waldliebe. Doch fragt man sie, wissen Sie tatsächlich nichts über die Art und Weise, wie er im Mutterland des Begriffs der Nachhaltigkeit von der Forstwirtschaft bewirtschaftet wird. So lieben sie den dunklen Fichtenforst in Reih und Glied genauso wie den imposanten Buchendom und lassen sich von der vermeintlichen Erhabenheit der Forste beeindrucken. Denn was sie in Wirklichkeit lieben sind Forste und nicht Wälder!
Und mit dieser Liebe geht es nunmehr angesichts des Klimawandels zu Ende, denn die in der Politik und der Presse unter Wehklagen der Forstwirtschaft bejammerten Waldschäden, sind primär hausgemacht. Das Kunstwaldsystem des sogenannten Altersklassenwaldes macht nicht mehr mit, vergleichbar mit einer Corona-Infektion eines pflegebedürftigen Patienten im Altersheim. Er macht schlapp, obwohl er noch leben könnte, wenn man ihn anders bewirtschaften würde. Tatsächlich zeigen auch wieder in der aktuellen Waldkrise, dem sogenannten Waldsterben 2.0, dass es naturgemäßeren Wäldern deutlich besser geht. Sie zeigen keine Entwaldung und manchmal nicht einmal Trocknisschäden.

Es ist u.a. die Tanne die den  langen,  200jährigen Weg zur Forstplantage stellvertretend für viele weitere, hausgemachte Ursachen den Verlust der natürlichen Widerstandskraft unserer Forste markiert. Und es ist deswegen auch kein Zufall, dass ausgerechnet sie, die beinahe durch die Forstwirtschaft ausgerottet worden wäre, nun zum Hoffnungsträger in der Krise wird. Weil kein Baum so eindrücklich den Irrweg der Forstwirtschaft in Deutschland repräsentiert wie sie, hat Wilhelm Bode sein Buch über die Tannen geschrieben, eine Unbekannte, die uns lehrt wie Bäume wachsen wollen, nämlich in ihrem natürlichen Mehrgenerationenhaus und nicht im Altersklassenwald, der sich als deutsche Erfindung heute ähnlich als Zukunftslast herausstellt wie der Verbrennungsmotor unserer Autos. Und es ist deswegen gerade Deutschland, das vormachen sollte, wie man Holz produzieren kann, ohne den Wald als langlebiges und resilientes Ökosystem zu vernutzen. Warum, weil nicht zuletzt die weltweite Forstwirtschaft sich an dem deutschen Modell der Holzerzeugung orientiert hat, eine Betriebsweise, die trotz allem Gerede nicht nachhaltig ist, sondern nichts anderes als ein verlogenes Beispiel für „Bad forestry“, die der Raubwirtschaft in der sogenannten Dritten Welt keineswegs nachsteht. Wie das Buch „Holzwege“ unter der Mitherausgabe von Hannes Knapp zeigt, können wir Besseres. Wir müssen es nur der Politik und der Forstwirtschaft beibringen. Und das geht eben nur mithilfe der Bürger: Ihre Waldliebe ist gefragt!

Wilhelm Bode, Jurist und Forstakademiker, war Leiter der Forstverwaltung sowie später der Obersten Naturschutzbehörde des Saarlandes. In den 1990er Jahren begründete er als Waldsprecher des NABU-Bundesverbandes dessen Fachausschuss Wald+Wild und damit die späteren Waldschutzaktivitäten des NABU. Er ist Fachautor zahlreicher Beiträge in wissenschaftlichen und fachlichen Magazinen, sowie Buchautor erfolgreicher Bücher zur naturnahen Waldwirtschaft und zur ökologischen Jagd; so u.a. „Tannen – Ein Porträt“ und „Hirsche – Ein Porträt“ (beide bei Matthes&Seitz), Jagdwende und Waldwende (beides bei C.H. Beck) u.v.m. 2004 ergriff er auf der LANA in Bremen die Initiative zum Antrag der Bundesregierung, der UNESCO die deutschen Buchenwälder als deutschen Beitrag zum Weltnaturerbe vorzuschlagen. 1989 führte er erstmals in einem Bundesland die kahlschlagfreie Dauerwaldwirtschaft ein.

Prof. Dr. Hans Dieter Knapp ist Biologe, Geobotaniker und Landschaftsökologe, Mitinitiator des Nationalparkprogramms der ehemaligen DDR und der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm. Er leitete die Außenstelle Insel Vilm des Bundesamtes für Naturschutz bis 2015. 

Zum Veranstaltungstermin ist der kostenfreie Live-Stream über die Startseite von www.wetterwerkstatt.de abzurufen.